"Ade, du theures Vaterland, / Es winkt zum Abschied unsere Hand; / Zwar trübet sich nun unser Blick, / Doch lächelt uns der Zukunft Glück / Im Vaterland nur Angst und Noth, / Typhus, Jammer, Hungerstod. / Drum suchen neue Heimat wir / Amerika, bei dir, bei dir ..."

Nachdem ich bereits einige Zeit in meiner Region Ahnenforschung betrieben hatte, fragte ich mich, ob nicht auch einige unserer Vorfahren im 18. und 19. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert sind, um dort wie so viele andere Menschen ihr Glück zu suchen. Und ich wurde bei meinen Recherchen auf der Homepage von Julie Ann Chitwood (Gehrandt) fündig.

 

Eine Kontaktaufnahme mit ihr scheiterte jedoch zunächst. Um so erstaunter war ich als mein Bruder, der sich zu der Zeit für ein Jahr in Amerika aufhielt, mir mitteilte, dass er in Kontakt zu einer Frau steht, die möglicherweise mit uns verwandt ist. Denn bei dieser Frau handelte es sich tatsächlich um Julie. So entstand die erste Verbindung zu einem lebenden amerikanischen Verwandten. Wir fingen an, unsere Informationen untereinander auszutauschen, doch es gelang mir bis August 2002 nicht, unseren gemeinsamen Vorfahren zu finden. Im August war ich wieder einmal im Domarchiv zu Brandenburg und stieß bei meiner Suche auf genau die Personen, die sie immer erwähnt hatte. Die fehlende Verbindung war gefunden.

 

Ihr Großvater Paul Robert Gustav Gehrandt wanderte im Jahr 1905 an Bord der "Kronprinz Wilhelm" von Bremen nach New York aus. Seine weitere Geschichte und die seiner Nachfahren findet ihr auf der Homepage von Julie dargestellt, so dass ich an dieser Stelle auf weitere Ausführungen verzichten möchte.

Julie's Großvater war jedoch nicht der einzige aus unserer Familie, der nach Amerika ausgewandert ist. Bereits am 29. Oktober 1869 kam eine ganze Familie an Bord der "Allemania" im Hafen von New York an. Dem nicht unumstrittenen Buch "Germans to America" ist zu entnehmen, dass Chr. Gehrandt, ein 42jähriger Arbeiter, mit seiner 41jährigen Frau Henriette und seinen Kindern Aug. (15 Jahre), Otto (7 Jahre), Ernst (6 Jahre), Alberte (5 Jahre) und Gust. (1 Jahr) ausgewandert ist.

 

Bei diesen Personen handelt es sich nach meinen Recherchen um Ernst Friedrich Christoph Gehrandt, seiner Frau Henriette Caroline, geb. Voss und ihren Kindern August, Otto, Ernst, Albertine und Gustav Wilhelm Ferdinand. In Amerika angekommen, zogen sie in den Bundesstaat Wisconsin. Ihre Vornamen passten sich im Laufe der Zeit ihrer Umgebung soweit an, dass aus Ernst Friedrich Christoph einfach Chris, aus Henriette der Name Hattie wurde und sich auch die Namen der Kinder Ernest (Ernst), Tina (Albertine), Gustave (Gustav Wilhelm) änderten.

 

Im Census von 1900 findet sich für Lafette Township, Walworth County dann folgender Eintrag:

 

a) Gehrand, A.J. - Head - white Male - born Nov. 1869 ( 30 years old ) - single

year of immigration 1869, number of years in U.S. = 31

owned a mortgaged farm ( No. 36 )

 

b) Gehrand, Chris - Head's Father - white Male - born Jan. 1827 ( 73 years old )

married for 50 years ( since 1850 )

 

c) Gehrand, Hattie - Head's Mother - white Female - born Feb. 1828 ( 72 years old )

married for 50 years, 8 children, 5 living

 

d) Gehrand, Tina - Head's Sister - white Female - born Feb. 1864 ( 36 years old ) - single

 

Die Angehörigen dieser Familie stimmen in sowohl im Jahr der Auswanderung als auch in den Angaben hinsichtlich ihres Alters, ihrer Hochzeit und ihrer Anzahl (8) sowie bedingt mit ihren Vornamen mit der Familie überein, die zunächst in Schmolde lebte und dann nach Amerika auswanderte. Die noch fehlenden Angehörigen August und Gustave wurden ebenfalls mit ihren Familien im Census von 1900 erfasst. Die Familie von August lebte zu dieser Zeit in Brighton Town, Kenoshaw County und umfasste neben seiner Frau Augusta, geb. Ganswindt auch vier Kinder. Den vollständigen Inhalt des Census findet ihr hier.

 

Die Familie von Gustave lebte im Jahr 1900 in Boscobel Town, Grant County und umfasste neben seiner Frau Jane ihren Sohn Robert Ransom. Den vollständigen Inhalt des Census findet ihr hier.

 

Diese Familien brachten unseren Familiennamen von Deutschland aus nach Amerika. Und heute leben dort deren Enkel, Urenkel und Ur-Urenkel. Mit einigen tausche ich nunmehr seit einem Jahr Informationen über unsere Vergangenheit aus. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen amerikanischen Verwandten bedanken, die mit dazu beigetragen haben, dass unser Familienbaum auch jenseits des Atlantiks wachsen und gedeihen konnte.