"Wo de Elwstrom geiht, / dörch dat Land sich dreiht, / Havel, Löcknitz, Stepnitz un de Doss, / wo so wunnerschön / Heid und Wischen blöhn / un up saftig Weid werd fett de Oss. / Ach, dat schöne Land / is mien Heimatland, / is mien leew, min herzleew Prignitzland."

Die Prignitz ist nicht nur das Heimatland des Dichters Hermann Graebke, sondern auch die Region, aus der unsere Familie stammt. Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass unsere Wurzeln in der Gegend um Meyenburg, vor allem in einem kleinen Dorf namens Schmolde zu finden sind. Unsere Familie lässt sich dort bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Und noch heute leben in Schmolde Menschen, die über Ecken mit mir verwandt sind.

 

Bei meinen Recherchen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv bin ich dann aber auf ein Buch von Liselott Enders "Die Prignitz" gestoßen. In diesem Buch wurde anhand von alten Schriftstücken die Geschichte der Region von der Autorin wiedergegeben. Unter anderem fanden sich dabei verschiedene alte Sentenzen aus der Stadt Meyenburg. In diesen Gerichtsprotokollen wird über einen unserer Vorfahren berichtet, der von 1684 bis 1694 Bürgermeister in Meyenburg gewesen ist. So steht dort geschrieben:

 

"… als Johann Gerand, Bürgermeister von Meyenburg, im Jahre 1691 die Gerichtsobrigkeiten v. Rohr und v. Krüsicke wegen einer Strafe von 20 Reichstalern und eines gegen ihn geführten Inquisitionsprozess verklagte, wurde er nicht nur von der Strafe absolviert, sondern …“ S. 712 (Quelle: BLHA, Rep. 4A, Sentenzenbücher Nr. 209, fol. 34)

 

„… im Jahre 1684 setzten die Stadtherrn v. Rohr den Johann Gerandt als Bürgermeister von Meyenburg ein …“ S. 783 (Quelle: BLHA, Rep. 37, Meyenburg Nr. 61)

 

„Klage des Rates und der Bürgerschaft gegen die Stadtherrn wegen neuer Auflagen und Dienste sowie Pfändungen… die Verhandlung findet im Januar 1685 statt… Klägervertreter u.a. Bürgermeister Johann Geran“ S. 834ff. (Quelle: Sentenzenbücher Nr. 197, 30.01.1685)

 

Neben der Tatsache, dass einer unserer Vorfahren der Bürgermeister einer Stadt gewesen ist, war für mich interessant zu sehen, dass unser Familienname, obwohl es sich um ein und dieselbe Person handelte, jedes mal anders geschrieben wurde. Bei meinen nächsten Besuch des Domarchivs stellte ich bei dem Studium des ältesten dort vorhandenen Kirchenbuchs von Meyenburg fest, dass ein Lorentz Geran in Meyenburg im Jahre 1679 begraben wurde.

 

Ich suchte nun im Internet nach dem Familiennamen Geran und wurde auf einer Webseite fündig. Es stellte sich heraus, dass Herr Grüneberg unter anderem im Raum der ehemaligen Westprignitz seit längerem Ahnenforschung betreibt und schon einige Bücher herausgebracht hat. In einem dieser Bücher "Die Prignitz und ihre städtische Bevölkerung im 17. Jahrhundert" war das Feuerstellenverzeichnis der Stadt Lenzen von 1654 verzeichnet. Danach bewohnte ein Lorentz Geran eine Hütte in Lenzen. Da sich aber die Spur schnell wieder verloren hatte, habe ich bei Herrn Grüneberg nachgefragt, ob er mehr über seinen Verbleib wissen würde. Er teilte mir mit, dass Lorentz Geran nach dem September 1656 aus Lenzen unbekannt verzogen ist.

 

In Anbetracht der zeitlichen und auch räumlichen Nähe sowie der relativ geringen Verbreitung des Namens Geran gehe ich nunmehr davon aus, dass unsere Familie aus der Region um Lenzen stammt. Dort lässt sich der Name Geran bis 1593 zurückverfolgen. Unter anderem war 1600 ein Steffen Geran Ratsherr von Wittenberge.